Chronik Männerschützenverein Hamminkeln 1753 e.V.
Im Jahre 2003 konnte der Männerschützenverein auf eine 250-jährige Tradition zurückblicken und ist somit einer der ältesten Vereine unserer Stadt.
Aus dem Gründungsjahr 1753 erhalten ist die original Königsplakette vom damaligen König Jan Hendrik Hackmann und seiner Königin Hendrina Ter Brüggen.
Jan Hendrick Hackmann und Hendrina Ter Brüggen Anno 1753
in Haminckelen
Sämtliche Königsorden sind in einer Vitrine in den Räumen der Volksbank Hamminkeln ausgestellt.
Auf Antrag der Bürger und Bürgerinnen von Hamminkeln trat am 28. Januar 1906 eine Kommission zur Bildung eines Männer-Schützen-Vereins zusammen um Aufgaben und Statuten zu entwerfen und diese in einer Versammlung vorzustellen. Die ausgearbeiteten Statuten wurden von der Versammlung anerkannt und so kam es zur Gründung.
In einer Niederschrift vom 28. Januar 1906 wird erstmalig vom Männerschützenverein gesprochen.
Übersetzung des Textes der Gründungsversammlung
Hamminkeln, 28. Januar 1906
Auf Antrag unserer Bürger von Hamminkeln hatte sich zur Bildung eines Männer-Schützen- Vereins eine Kommission gebildet, welche sich der Aufgabe unterzog, die Statuten zu entwerfen und in einer Versammlung dieselbe vorzulegen.
In der auf heute Nachmittag 5 Uhr anberaumten Versammlung wurden die Statuten verlesen und von der Versammlung gutgeheißen.
Nach Verlesen der Statuten wurde zur Wahl des Vorsitzenden geschritten.
Es ergab der Wahlgang:
1.als Präsident Herm. von Gillhausen
2. " stellv. Wilh. Bovenkerk
3. " Major Joh. Elmer
4. " Adjutant Wilh. Klump
5. " " Theod. Schlütter
6. " Hauptmann Aug. Großbodt
7. " " Herm. Wissing
8. " Leutnant Herm. Schulte Mattler
9. " " Gerh. Schroer
10. " " Gust. Schmidt
11. " " Aug. Kamps
12. " Fähnrich Heinr. Kleinherbers
13. " Fahnenoffizier Diedr. Klump
14. " " Heinr. Van Holt
15. " Rechnungsführer Wilh. Rothengatter
16. " " Fritz Vietor
Die gewählten Herren nahmen die dankend Wahl an und wurden dieselben von der Versammlung mit der Unterzeichnung der Statuten und Nachprüfung der folgenden Genehmigung derselben beauftragt.
w. g. u.
H. von Gillhausen, W. Bovenkerk jun., Joh. Elmer, Wilh. Klump, Theodor Schlütter, A. Großbodt, A. Kamps, H. Wissing, H. Schulte Mattler, G. Schroer,
Gust. Schmidt, H. Kleinherbers, D. Klump, Hein van Holt, W. Rothengatter, Fr. Vietor
Zum ersten Präsidenten wurde Hermann von Gillhausen gewählt. Ihm zur Seite standen damals insgesamt 15 Vorstandsmitglieder.
Das Vogelschießen bei den Schützenfesten fand seit Menschengedenken zunächst an Wissings Mühle statt. Mit Wehmut erinnern sich die Schützen an diese Zeit, als an der Friedenshalle angetreten wurde und mit froher Marschmusik vom Dorf zur Mühle gezogen wurde, um dort unter den schattigen Bäumen das Schützenfest mit Skat und Doppelkopf zu begehen. Nachdem die Mühle in den 80er Jahren als Wohnung umgestaltet wurde, richtete man hinter dem Bürgerhaus einen neuen Festplatz mit Vogelstange ein. Die Stimmung aber, wie sie an Wissings Mühle zu finden war, will sich hier nicht so richtig einstellen. So bleibt die Hoffnung, bei der Planung von neu ausgewiesenen Flächen wieder einen Festplatz in Dorfnähe und im Grünen zu bekommen.
Eine imposante Aufnahme der Männer-Schützengesellschaft Hamminkeln vor der Mühle Wissing. Seit 1840 wurde an der Vogelstange Wissings-Mühle um die Königswürde geschossen.
Zum letzten Schießen trafen sich die Schützen dort im Jahr 1987. Dieses erste Foto wurde 1903 aufgenommen 'Zur Erinnerung an die 150-jährige Jubelfeier der Männer-Schützengesellschaft'.
Das Königspaar im Jubiläumsjahr waren die Mühlenbesitzer Hermann und Dorothea Wissing.
Zur Erinnerung an das 150 jährige Hermann Wissing und Frau Dorothea geb. Ternirssen
Bestehen der Männer-Schützen-Gesellschaft Jubel-Königspaar
Hamminkeln 1753 - 1903
Hermann Wissing und Frau
Königspaar 1904
Seit Generationen besteht eine enge Verbundenheit der Familie Kloppert zum Männerschützenverein. Die Feierlichkeiten zu den Schützenfesten der damaligen Männer-Schützen-Gesellschaft fanden im Saal des „Kloppertschen” Gebäudes an der heutigen Brauereistraße statt. Der Saal im 1. Stock befand sich unmittelbar über der Schankwirtschaft. Erst nach dem Bau der Friedenshalle wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Festlichkeiten in den größeren Saal der Familie Neu verlegt. Treffpunkt für die Königspaare einschließlich deren Throngefolge ist bei den Schützenfesten bis heute das Haus Kloppert geblieben.
Das Haus Kloppert im Jahr 1911
Bevor man vor der Brauerei Aufstellung nimmt und das Bataillon aufmarschiert, trifft man sich in der Eingangshalle bei der Familie Kloppert zu einem kleinen Empfang. So pflegt auch hier liebevoll der Männerschützenverein eine über Jahrhunderte dauernde Tradition.
Im Jubiläumsjahr zählt der Männerschützenverein eine Mitgliederzahl von 395. Allein nach dem Jahrtausendwechsel konnten insgesamt 62 Neumitglieder bei den Schützenfesten gegrüßt werden. Erfreulich hierbei, dass auch viele Neubürger von Hamminkeln der Pflege von Brauchtum und Tradition folgen.
Dieter Vorholt “Hamminkeln 1154-2004”
Zur Entstehung des Jungschützenvereins um 1703 hat Gottfried Bückmann einen Artikel für die Chronik erstellt, der im Grundsatz auch auf unseren Verein zutrifft.
Die älteste Plakette beweist, dass bereits im Jahre 1703 die Junggesellen von Hamminkeln nach dem protestantischen Kalender zu Pfingsten ein Schützenfest feierten. Aber handelte es sich dabei um ein Schützenfest wie wir es heute kennen? Mit großer Wahrscheinlichkeit nicht. Die Lebensumstände vor 300 Jahren ließen derart ausgelassene Feierlichkeiten wie wir sie heute gewohnt sind, mit Sicherheit nicht zu. Die Gründung des Vereines musste einen ernsthaften Hintergrund gehabt haben. Viele Schützenkameraden haben Nachforschungen angestellt und sich Gedanken zu einer möglichen Ursache für die Gründung des Vereines gemacht. Es gibt viele historische Begebenheiten die uns weiterhelfen können. Im wesentlichen treten drei durchaus sinnvoll erscheinende Theorien an den Tag. Möglich wäre es, dass der Verein aus einem Hilfskontingent zum brandenburgischen Berufsheer entstanden ist. Jene Freiwilligenverbände unterstützten das Berufsheer von Friedrich-Wilhelm, dem Kurfürsten der Mark Brandenburg. Besonders als er in die Auseinandersetzungen zwischen Ludwig XIV von Frankreich und den Vereinigten Niederlanden verstrickt wurde, benötigte er jene Freiwilligenverbände um das Herzogtum Kleve, welches seit 1614 brandenburgisch war, zu verteidigen. Da auch Hamminkeln zum Herzogtum Kleve gehörte und die kriegerischen Auseinandersetzungen 1697 im Frieden von Rijswik endeten, liegt die Vermutung nahe, dass sich der Junggesellenverein als Traditionsverband aus diesen Freiwilligenverbänden gebildet hat. Die Tatsache, dass bis vor wenigen Jahren das Königsschießen an der Mühle Wissing, die einst als Befestigungsturm diente, stattfand, bestärkt diese These.
Eine andere Erklärungsmöglichkeit für die Entstehung des Vereines wäre, die Entwicklung aus einer Bürgerwehr. Die Bürgerwehren hatten im und nach dem Dreißigjährigen Krieg die Aufgabe die Dorfbevölkerung vor Landstreichern und Räubern zu schützen. Die Dörfer an der Rheinfurt “Bislich-Xanten” waren besonders gefährdet, was wiederum auch dieser These einen gewissen Sinn gibt.
Auch die Glaubens- und Unabhängigkeitskriege der Niederländer im 16. Jahrhundert werden unter anderem als Entstehungsgrund vermutet. Für diese Erklärungsvariante spricht der Termin, der mit dem Pfingstfest des protestantischen Kalenders übereinstimmt. Wenn man nun noch das flammende Herz auf der Plakette von 1703 als religiöses Motiv deutet macht auch diese Theorie einen Sinn.
Keine der aufgeführten Entstehungstheorien kann jedoch die genaue Entstehung des Vereines klären, auch wenn sie für sich gesehen alle einen Sinn machen. Sollte der Jungschützenverein vielleicht sogar älter sein als wir annehmen? Ausgeschlossen ist es nicht und ich bin mir sicher, dass diese Thematik noch viele Generationen nach mir beschäftigen wird.
Gottfried Bückmann